Zwei auf großer Reise

Wito* berichtet

Um es gleich vorwegzunehmen: Frank ist verrückt! Das behauptet jedenfalls unser Frauchen. Aber der Reihe nach:

Schon seit Tagen spürte ich, dass Frank irgendetwas ausbrütet. Er saß lange an seinem Computer, schaute hier, schaute da, stand auf und lief umher, setzte sich wieder und grübelte und suchte weiter. Wenn er so unruhig ist, liegt etwas Außergewöhnliches in der Luft. Tatsächlich: eines Tages platzte es aus ihm heraus! „Wir fahren zur Olympic Dog Show nach Sarajevo“, sagte er am Frühstückstisch. Nachdem sich unser Frauchen vom ersten Schock erholt hatte, kam die Frage: „Wann?“ Frank: „In drei Wochen, also Ende Februar.“ Ihre spontane Antwort: „Du bist verrückt!“ (da haben wir es also!) „Mitten im Winter, so weit, durch die Alpen, was wird uns dort erwarten, vielleicht gibt’s dort viele Straßenhunde“, so viele Fragen brachte Frauchen vor. Frank versuchte, sie zu beruhigen. „Winter wird es nicht mehr, alles andere wird sich zeigen. Nach Sarajevo wollte ich schon immer mal, soll eine interessante Stadt sein mit viel Geschichte“, waren seine Argumente. Aber Frauchen blieb hart: „Dann müsst Ihr alleine fahren!“

Also, das hatte ich nicht erwartet. Ich war mit Frank auf Männertour für mehr als eine Woche unterwegs in einer fremden Stadt – ich konnte meine Freude kaum verbergen. Gleichzeitig wurde mir klar, wie viel Verantwortung dann auf mir lasten wird. Ich werde darauf achten müssen, dass meine Fütterungszeiten eingehalten werden, dass die Menge stimmt (die Rationen also nicht zu klein sind), dass wir immer unser Hotelzimmer und unser Auto wiederfinden, dass wir ausreichend Bewegung haben und so weiter. Frank wird sich auf mich verlassen (müssen), ich mich aber auch auf ihn. Von früheren langen Reisen wusste ich, dass er die Tagesstrecken nicht zu lang wählt, dass er unterwegs Pausen einlegt, ohne dass ich mich melden muss und an jedem Etappenziel ein wunderschöner Spaziergang folgt.

Nachdem Frank alles geklärt hatte, mit der Anmeldung bei der Ausstellung, mit den unterschiedlichen Straßenbenutzungsgebühren in den Ländern, die wir durchfahren werden, mit den Hotels unterwegs und am Zielort, stand also unserem Start nichts mehr im Wege. Frauchen hatte beim Packen geholfen und meine Futterrationen für unterwegs in kleine Tütchen abgewogen. Das Wichtigste war also erledigt.

Am Dienstag früh hieß es also: Auto einpacken und hinein in die Reisebox und losgeht das Abenteuer. Vor uns lagen 1.600 km Autofahrt. Frank plant solch lange Strecken immer so, dass an einem Tag maximal 600 km zurückzulegen sind, natürlich mit ausreichend Pausen für uns beide. Die erste Etappe führte uns, ich ahnte es, nach Prag. Ich liebe diese Stadt. Da wir hier schon oft übernachtet haben, kenne ich mich gut aus. Unser Hotel sucht Frank immer auf der sogenannten Kleinseite. Das ist unterhalb der Prager Burg. Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, bekam ich frisches Wasser und meine Abendration. Später folgte der obligatorische Spaziergang durch den Kampa Garden, wo es Rasen und Büsche und viele nette Hunde gibt, hoch zur Prager Burg und dann über die Karlsbrücke in die Altstadt. Dort führte ich Frank in seine Stammkneipe. Das ist die mit dem leckeren Gulasch (kenne ich nur von seinen Erzählungen), mit zweierlei Knödeln (davon bekomme ich immer Stückchen ab, wobei ihnen manchmal sogar Spuren von Soße anhaften). Der Rückweg führte an der Moldau entlang. Dort waren wir auch am nächsten Morgen vor dem Frühstück spazieren.

Die nächste Station hieß Maribor. Frank wählt immer die Route über Linz. Direkt an der Grenze zu Österreich gibt es den ersten Halt, weil er an der tschechischen Grenztankstelle noch einmal richtig günstig nachtanken kann. Außerdem gibt es dort einen schönen Wanderweg, auf dem wir uns die Beine vertreten können, mit Blick auf die neu entstehende Autobahn, die von Budweiß nach Linz führt. Am späten Nachmittag trafen wir in Maribor ein.

Das Hotel kenne ich auch schon. Es liegt etwa 15 Minuten von der Drava (Drau), dem Fluss, der durch Maribor fließt, und der Altstadt entfernt. Dorthin führte uns dann auch unser Erholungsspaziergang. Seit unserem letzten Besuch vor zwei Jahren hatte sich einiges verändert. So war die schöne Holzbrücke über den Fluss ebenso fertiggestellt wie die Uferpromenade unterhalb der Altstadt. Auch an diesem Abend begleitete ich Frank in sein Stammrestaurant. Eine der Kellnerinnen erkannte mich tatsächlich nach zwei Jahren wieder! Das war die freundliche Frau mit dem frischen Wasser, dem Leckerli und den streichelnden Händen. Es bestätigt sich immer wieder, dass ich Menschen beeindrucken kann (an Frank konnte sie sich wohl nicht erinnern).

Nach dem Morgenspaziergang und dem Frühstück folgte am dritten Tag unserer Reise die letzte Etappe. Es lagen etwa 600 km durch Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina vor uns. Die Kontrollen an der letzten Grenze hielten uns etwas auf, ansonsten verlief die Reise reibungslos. Also kamen wir am Nachmittag an unserem Ziel Sarajevo an. Unser Hotel hatte mit einem Zimmer „über dem Fluss“ geworben und so war es auch. Nach dem sehr freundlichen Empfang durch Anita, wie sie sich uns vorstellte, bezogen wir unsere Herberge für die nächsten Nächte. Unser Hotel lag am Ende der Altstadt am Fluss Miljacka, der durch Sarajevo fließt. Neben dem Hotel liegt das Tal dieses Flusses, in das uns unser erster Spaziergang führte. Das war pure Natur, wie gemacht zur Entspannung nach einer langen Autofahrt.

Der folgende Tag stand uns zur Erholung und zum Kennenlernen unserer Gastgeberstadt zur Verfügung. Außerdem schaut Frank sich gern in Ruhe die Gegebenheiten am Ausstellungsgelände an, um nicht von der Parkplatzsituation überrascht zu werden.

Frank hatte rechtzeitig eine Stadtführung gebucht, die ihm aber zwei Tage vorher abgesagt wurde, weil wir beide dem Stadtführer als Gruppe zu klein waren. Also musste ich den Job übernehmen. An der Hotelrezeption bekam Frank noch ein paar Tipps und einen Stadtplan. Der Weg zum Gelände der Dog Show führt durch die gesamte Stadt und den Fluss entlang. Am Ende hatten wir etwa 15 km zurückgelegt und fast alle Attraktionen der Hauptstadt kennengelernt: das schöne Rathaus, die Josephskirche, die vielen Brücken (darunter auch die berühmte Lateinerbrücke, an der das tödliche Attentat auf den österreichischen Thronfolger und seine Frau stattfand, das den Ersten Weltkrieg ausgelöst haben soll), die steinernen Überreste einer Karawanserei, die Kathedrale Herz Jesu, den tollen Basar. Zurück im Hotel genossen wir die Sonnenstrahlen auf unserer Terrasse, die tatsächlich über dem Fluss lag.

Der erste Ausstellungstag begann mit einem tollen Spaziergang durch das Flusstal. Da ich meine erste Ringzeit nach 11:00 Uhr hatte, konnten wir es ruhig angehen lassen. Die Parkplatzsuche ging auch ziemlich schnell. Die Sporthalle, in der sonst vor allem Handball gespielt wird, war ziemlich voll, aber wir fanden ein ruhiges Plätzchen auf der Zuschauertribüne. Vor dem ersten Auftritt war ich wie immer die Ruhe selbst, im Gegensatz zu Frank, der, ebenfalls wie immer, sehr aufgeregt war. Aber es lief toll, ich war sehr motiviert, weiß ich doch, wie schön es ist, wenn Frank sich freut und stolz auf mich ist. Für mich gab es ein „Vorzüglich“ und das erste CAC.

Danach war Warten angesagt, weil mein nächster Auftritt erst nach 15:00 Uhr sein sollte. Inzwischen wurde es etwas unruhig, denn im benachbarten Stadion sollte ein Fußballspiel stattfinden. Vor unserer Halle fand ein großer Fanaufmarsch statt, mit viel Polizei, mit Sprechchören und lauten Böllern. Aber wir Hunde blieben alle ruhig, obwohl es manchmal bedrohlich klang. Zum Lösen durften wir die Halle nur durch den hintersten Eingang verlassen. Glücklicherweise war der Spuk schnell vorbei. Mein zweiter Auftritt war ebenfalls erfolgreich: wieder „V“, außerdem Sarajevo Winner und die Crufts Qualification sowie CAC. Was das letzte bedeutete, erklärt mir Frank am Sonntag.

Als Belohnung gab es am Nachmittag noch einen interessanten Spaziergang über den Basar von Sarajevo. Diese vielen Geschäfte und Gaststätten, diese verschiedenen Gerüche und die vielen Menschen – einfach toll für meine kleine Hundeseele! Frank ließ es sich nicht nehmen, in einem der Straßencafés einen bosnischen Kaffee und ein landestypisches Gebäck zu probieren. Ich beobachtete dabei ganz entspannt die Passanten, die ganz nah an unserem Tisch vorbeiliefen. Frank freut sich immer sehr, wie es mir gelingt, ein Lächeln auf die Gesichter der Menschen zu zaubern, ganz gleich, ob Kinder, Frauen oder die manchmal doch so coolen Männer. Ich genieße die Aufmerksamkeit, die freundlichen Worte und die Streicheleinheiten, die ich dann oft bekomme.

Auch am Sonntag konnten wir wegen der späten Ringzeit in Ruhe starten. Nach dem Spaziergang an der Miljacka und dem Frühstück fuhren wir gemütlich zur Ausstellungshalle. Heute standen drei Wertungen auf dem Plan: eine CAC, eine CACIB und ein spezieller Wettbewerb der Hunting Breeds. Ich bei den Hunting Breeds, wo ich doch im Wald frei laufen kann, Katzen und Enten meine besten Freunde sind? Aber irgendwie gehöre ich wohl dazu, erklärte mir Frank. Außerdem richtete den Wettbewerb der Präsident der FCI, Herr Tamas Jakkel. Das wollte ich mir dann auch nicht entgehen lassen. Kurzum: am Ende des Tages standen dreimal V und CAC sowie ein BKS Club Winner im Ergebnisprotokoll. Als Krönung holten wir uns von der Ausstellungsleitung eine besondere Urkunde ab: Ich darf mich nun „Grand Champion of Bosnia and Herzegovina“ nennen. Dafür waren die CAC wichtig. Wir waren beide richtig stolz!

Eine kleine Episode am Rande, die zeigen soll, dass ich das Herz am rechten Fleck habe: vor uns saß an beiden Tagen eine zuckersüße English Cocker Spaniel Hündin, die aus Schweden stammt, jetzt aber bei ihren Besitzern in Deutschland lebt. Sie war noch nicht einmal ein Jahr alt. Frank und ich waren schockverliebt. Leider wurde sie streng bewacht, so dass es nicht möglich war, sie zu entführen. Aber ein Küsschen hat sie mit hinter dem Rücken ihrer Menschen doch gegeben!

Den Abend ließen wir wieder mit einem entspannten Spaziergang am Fluss ausklingen. Dann mussten wir packen, denn am nächsten Tag ging es über die Stationen Maribor und Prag zurück in unsere schöne Heimatstadt Waren (Müritz). Die Rückfahrt verlief reibungslos, allerdings dauerte die Abfertigung bei der Einreise in die EU von Bosnien nach Kroatien etwas länger. Frank musste sogar den Kofferraum öffnen und der freundlichen Zöllnerin meinen Impfpass vorzeigen. Nur gut, dass wir den kleinen süßen Hund, der uns beim Tankstopp vor der Grenze so freundlich angebettelt hatte, nicht mitgenommen haben.

Es war eine sehr schöne und erfolgreiche Reise, bei der ich wirklich alles im Griff hatte. Frank musste lediglich das Auto lenken. Unser Frauchen konnte sich also voll auf mich verlassen.

Liebe Grüße
Wito

Franks Ergänzung

Als uns die Frage gestellt wurde, ob wir einen Bericht über unsere Teilnahme an der Olympic Dog Show in Sarajevo schreiben wollen, schrie Wito gleich: „Ich, ich, ich mache das!“ Wer es kennt, wie Kooikerhondje schreien können, wenn sie etwas wollen, weiß auch, dass man sich dem nur schlecht entziehen kann. Also habe ich ihn gewähren lassen. Das ist nun dabei herausgekommen. Tatsächlich muss ich nicht viel richtigstellen oder ergänzen, außer: Wir haben eine perfekt organisierte Show erlebt und genossen den Aufenthalt in einer interessanten und gastfreundlichen Stadt mit unterschiedlichen Kulturen und mit vielen freundlichen Menschen. Die Reise hat sich also in jeder Hinsicht gelohnt.

*Wonderful Wito vom Tespelkooi

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