Dummytraining (nicht nur für Retriever)
Das Dummytraining kommt aus der Retrieverarbeit. Ursprünglich wurden Retriever auf der Jagd geführt und wurden eingesetzt Niederwild nach dem Schuss zu „apportieren“.
Bei der Dummyarbeit handelt es sich um Apportierarbeit (apport = zurückbringen) mit Hilfe von Jutesäckchen (= Dummys). Durch das Training im Gelände, Gestaltung der Apporte in unterschiedlichen Arbeitsweisen ist dies eine sehr anspruchsvolle, interessante und abwechslungsreiche Arbeit. Das Gelände ist dabei sehr vielfältig vom dichten Wald bis zu großen Gewässern und die Distanzen können erheblich sein.
Der Hund wird körperlich aber auch geistig gefordert und der Grundgehorsam wird trainiert.
Die ausgeprägte Apportierleidenschaft der Retriever (aber auch anderer Rassen!) ermöglicht eine artgerechte Beschäftigung mit diesen Dummys.
Die Aufgabenstellung geht dabei von Situationen aus, wie sie bei der Jagd entstehen. Man unterscheidet: Markierungen, Einweisen und Verlorensuche.
Beim Markieren kann der Hund die Flugbahn des Dummys beobachten und soll sich die Fallstelle merken (markieren). Auch kommt es vor, dass der Hund nur einen Teil der Flugbahn verfolgen kann.
Im Laufe des Trainings entwickelt er die Fähigkeit, die Entfernung (auch in schwierigerem Gelände) richtig einzuschätzen und sich die Fallstellen auch über einen längeren Zeitraum zu merken. Im Idealfall rennt der Hund auf direktem Weg zum geworfenen Dummy, nimmt es auf und bringt es auf dem kürzesten Weg zum Hundeführer zurück.
Beim Einweisen hat der Hund nicht die Möglichkeit zu markieren, aber der Hundeführer kennt den Bereich, in dem sich das Dummy befindet. Mit Hilfe von Stimme, Pfeife und Handzeichen wird der Hund in dieses Gebiet geschickt. Auch auf größere Distanzen muss sich der Hund in verschiedene Richtungen einweisen lassen. Bei dieser Arbeit muss der Hund einerseits gut lenkbar sein, andererseits muss er – im entsprechenden Gebiet angekommen – selbstständig suchen und finden.
Bei der Verlorensuche weiß der Hundeführer nur ungefähr in welchem größeren Gebiet sich Dummys befinden. In diesem Bereich soll der Hund völlig selbstständig suchen. Findet der Hund ein Stück, muss er es unverzüglich zum Hundeführer bringen und darf ggf. nicht mit einem anderen gefundenen Dummy tauschen. Bei der Verlorensuche befinden sich mehrere Dummys im Gebiet. Der Hund wird auch mehrmals zum Suchen geschickt.
In den Retriever-Vereinen wird die Dummyarbeit mittlerweile als eigenständige Sparte der Hundearbeit mit Prüfungen verschiedensten Schwierigkeitsgrades (Anfänger, Fortgeschrittene, Sieger) betrieben. Die Spannweite reicht von der Dummyprüfung für Anfänger über Working Tests der drei unterschiedlichen Niveaus bis hin zur deutschen Meisterschaft. Auch andere Jagdhundrassehunde dürfen teilweise an diesen Prüfungen teilnehmen.
Ausschnitte aus einer Ordnung für Arbeitsprüfungen mit Dummys der Anfänger- Klasse
§12 Voraussetzungen für die Anfänger-Klasse
(1) Für den Start in der Anfänger-Klasse der Dummyprüfung sind keine Qualifikationen erforderlich.
§16 Dummies
(1) Alle Arbeiten werden mit grünen Standard-Dummies (ca. 500g) ohne zusätzliche Bezüge, Felle, Federn, etc. durchgeführt.
§17 Schüsse
(1) Alle Schüsse, die während der Prüfung abgegeben werden, müssen mit einer/einem 6 oder 9 mm Schreckschusspistole/-revolver abgefeuert werden.
(2) Bei allen Arbeiten, in denen ein Dummy sichtbar für den Hund geworfen wird, ist ein Schuss abzugeben, wobei der Wurf des Dummies nach der Schussabgabe erfolgen sollte.
VI. Dummyprüfung Anfänger-Klasse
§23 Entfernungen der Apports
Die Entfernungen der Apports in der Anfänger-Klasse sollten nicht mehr als 50 m betragen und werden den jeweiligen Gelände- und Witterungsverhältnissen angepasst.
§24 Einzelmarkierung Land
(1) Unter Abgabe eines Schusses wird ein Dummy, für Führer und Hund deutlich sichtbar (Flugbahn und Fallbereich), geworfen. Der Wurf des Dummies sollte stets in den Wind erfolgen und der Werfer steht sichtig für den Hund.
(2) Der Hundeführer darf den Hund erst auf Anweisung des Richters zum Stück schicken.
§25 Einzelmarkierung Wasser
(1) Unter Abgabe eines Schusses wird ein Dummy, für Führer und Hund deutlich sichtbar in ein tiefes Gewässer geworfen.
Alternativ kann auch, sofern ein geeignetes Gewässer (schmaler Fluss, Kanal oder Arm) vorhanden ist, ein Dummy für Führer und Hund deutlich sichtbar über ein tiefes Gewässer geworfen werden.
(2) Der Hundeführer darf den Hund erst auf Anweisung des Richters zum Stück schicken.
(3) Der Ansetzpunkt muss von der Wasserkante entfernt liegen.
§26 Verlorensuche
(1) In einem Gelände mit geringer Deckung werden für Führer und Hund nicht sichtbar 10 Dummies ausgeworfen.
(2) Auf Anweisung des Richters wird der Hund zur Verlorensuche geschickt.
(3) Die Aufgabe wird durch den Richter beendet.
(4) Der Führer kann sich entlang einer Seite des Suchengeländes bewegen.
§27 Appell
(1) Hund und Hundeführer gehen gemeinsam mit dem Richter. Der Hund ist dabei unangeleint. Der Werfer geht in einiger Entfernung seitlich vor der Gruppe her. Die Position des Schützen wird durch den Richter bestimmt.
(2) Es werden insgesamt 2 Schüsse abgegeben sowie ein Dummy geworfen.
(3) Nach erfolgtem 1. Schuss und Wurf des Dummies bleiben Hund und Hundeführer in der Grundstellung stehen.
(4) Der Hundeführer geht mit dem Richter weiter, der Hund bleibt sitzen.
(5) Nach erfolgtem 2. Schuss (es wird kein Dummy geworfen) ruft der Hundeführer seinen Hund auf Anweisung des Richters zu sich.
(6) Der Hund soll danach auf Anweisung des Richters zum geworfenen Stück geschickt werden.
Quelle: Text von Cornelia Krahm