Polymyositis beim Kooikerhondje in den sozialen Medien

Liebe Mitglieder, liebe Kooikerfreunde,

zurzeit kursieren verschiedene Beiträge zum Thema Polymyositis beim Kooikerhondje in den sozialen Medien. Daher haben wir uns als DCK entschlossen, hier nochmal die Fakten über die Entwicklung in der Forschung zusammenzutragen.

Wir haben das große Glück, dass unsere Rasse weitestgehend gesund ist und keine Erbrankheit bei mehr als 4% der FCI Population vorkommt. Zusätzlich versuchen wir natürlich, das Krankheitsrisiko durch gelenkte Zucht und Zuchtausschluß immer weiter zu minimieren und Erbkrankheiten weitestgehend auszuschließen.

Unsere Zuchtkommission bietet fachkundige Beratung und Seminare für unsere Züchter zur Verpaarungsplanung und Zucht an und wir stellen seit 10 Jahren kostenlos die DCK-Zuchtsoftware „Breedersoft“ mit den Daten des Niederländischen Registers für Kooikerhondje zur Verfügung. Diese enthält alle im FCI gezüchteten Kooikerhondjes weltweit seit 1943 mit allen dazu erfassten Daten, Zuchtinformationen und Aufzeichnungen.

Hierdurch wird jeder Züchter in die Lage versetzt, durch die computergestützte Analyse der bisher bei den Verwandten (Ahnen) aufgetretenen Krankheiten, bei der Verpaarungsplanung möglichst die Dopplung von Krankheiten in den Linien zu vermeiden.  Das Betrifft neben Polymyositis auch erbliche Nieren- und Augenerkrankungen, Patellaluxation, Epilepsie, Krebs, Gebißfehler usw.

Der DCK arbeitet außerdem seit Jahrzehnten eng mit der VHNK und über diese mit der Universität Utrecht zusammen und informiert seine Mitglieder zeitnah im Mitgliederbereich der DCK Webseite und zusätzlich in der Vereinszeitschrift über Neuerungen und Entwicklungen.

Für die Erbliche Nekrotisierende Myelopathie (ENM), auch bekannt als Kooikerlähmung, sowie für die Von-Willebrand-Erkrankung (VWD), eine erbliche Erkrankung der Blutgerinnungsstörung, gibt es eindeutige DNA Bluttests, weshalb wir diese Krankheiten in der Zucht ausschließen können. Hunde mit erblichen Augenerkrankungen oder mit einem höheren Patellawert als 1 werden im DCK nicht für die Zucht zugelassen.

Für Polymyositis (PM), eine schwere, unheilbare Muskelerkrankung (als Ursache gilt eine Erkrankung des Immunsystems), gibt es leider keinen direkten Gentest.

Nach jahrelanger Forschung, die auch durch nicht unerhebliche Spenden des DCK gefördert wurde, hat die Universität Utrecht im Januar 2021 aber einen DNA Test zur Einschätzung des Polymyositisrisikos bei einer Verpaarung entwickelt und unseren Züchtern empfohlen.

Nach einer zweijährigen Testphase, Weiterentwicklung, Aufklärung und Test-Einführung der zusätzlichen Zuchtsoftware der Universität Utrecht (Fit2Breed), wurde auf der DCK Mitgliederversammlung im März 2023 entschieden, dass aufgrund neuester Entwicklungen zukünftig bei der Verpaarungsplanung ab sofort auf ein geringes PM Risiko für die Nachkommen verpflichtend zu achten ist.

Entwicklung in der Polymyositis (PM) Forschung:

(Für die einzelnen Veröffentlichungen im Detail siehe DCK Homepage im Mitgliederbereich zum jeweiligen Datum bzw. die Veröffentlichungen in unserer Vereinszeitschrift.)

Nov 2020: Die PM Forscher entdecken eine Mutation in der Nähe von zwei für die Funktion des Immunsystems wichtigen Genen. Hunde, die zwei Versionen des mutierten Gens haben, haben ein erhöhtes Risiko, aber bei weitem nicht alle von ihnen werden krank.

Kooiker mit nur einem abweichenden Allel sind ebenfalls gefährdet. Das Risiko für eine Erkrankung von diesen „einseitigen“ Trägern der Mutation ist aber sehr gering und liegt bei

unter 1%. Die Forschung wird fortgesetzt.

Jan. 2021: Bis zur Veröffentlichung der Fit2Breed-Software bietet die Uni Utrecht die Möglichkeit, eine geplante Deckung auf das Risiko für Polymyositis zu testen. Die Beurteilung erfolgt mit den Worten „hohes Risiko“ oder „niedriges Risiko“. Für eine Hündin können maximal zwei Rüden angefragt werden.

Feb. 2021: Klarstellung der Uni Utrecht: „Der Züchter erhält ein Ergebnis für eine zufällig gewählte Kombination, auch wenn mehrere der angegebenen Kombinationen als risikoarm eingestuft wurden. Wir tun dies, um eine Schlussfolgerung über den Status des Hundes zu verhindern.“

Mai 2021: Anpassung des Leitfadens für Züchter und Deckrüdenbesitzer.

Jan. 2022: Fragebogen zur Übernahme von Daten nach Fit2Breed: Kooikerhondjes, die vor dem 31.12.21 Blut zur Untersuchung nach Utrecht geschickt haben, wurden auch auf Polymyositis untersucht. Damit die Polymyositis-Daten in Fit2Breed verwendet werden dürfen, bittet die Universität Utrecht die Züchter um Erlaubnis.

Feb. 2022: Ab sofort können DNA Untersuchungen auch für Polymyositis direkt bei der Uni Utrecht beantragt werden. Das Untersuchungsergebnis erfolgt mit den Worten „hohes Risiko“ bei doppelseitigen Trägern oder „niedriges Risiko“ bei einseitigen Trägern bzw. „mutationsfreien“ Hunden. Das Ergebnis wird außerdem in der Verpaarungsplanung von Fit2Breed verwendet.

April 2022:  Klarstellung des VHNK: Das in dem Brief der Universität Utrecht angegebene Ergebnis bezieht sich auf das einzelne Tier und gibt eine Risikobewertung darüber, ob der individuelle Hund ein erhöhtes oder geringes Risiko hat, selbst an PM zu erkranken.

Diese Bewertung sagt nichts über die Risikobewertung oder die Qualitäten in Bezug auf die Zucht aus. Die Beantragung von Ratschlägen zu Zuchtkombinationen für Polymyositis erfolgt über die VHNK und in naher Zukunft über Fit2Breed.

Okt. 2022: Unsere Züchter und Deckrüdenbesitzer können den Zugang zum Beta Test für Fit2Breed in Utrecht kostenlos beantragen. Webinaraufzeichnung zu Fit2Breed verfügbar.

November 2022: Leitfaden zur Verwendung von Fit2Breed in Deutsch verfügbar. Der Datenbestand in der Testversion von Fit2Breed ist vom August 21. Die vorliegende Version ersetzt die bisher kostenpflichtige Anfrage der PM Verpaarungsdaten.

Feb. 2023: Für alle DNA-Untersuchungen auf Polymyositis ab Januar 2023 wird dem Besitzer des Hundes das genaue Untersuchungsergebnis mitgeteilt: „homozygous wildtype“ („frei“ von der PM-Mutation; Risiko <<< 1%), „heterozygous“ (einseitiger Träger der PM-Mutation; Risiko < 1%) oder „homozygous mutant“ (beidseitiger Träger der PM-Mutation; Risiko ca. 10%).

März 2023: Auf der Mitgliederversammlung am 04.03.2023 wurde beschlossen, dass für die Zuchtzulassung künftig die Untersuchung zur Risikoeinschätzung für Polymyositis notwendig ist.
Bei allen Verpaarungen ist es ab sofort verpflichtend, darauf zu achten, dass das Risiko für den geplanten Wurf im Fit2Breed-Programm der Uni Utrecht „low risk“ lauten muss.
Nicht getestete Hunde und Träger dürfen nur mit Hunden verpaart werden, die frei von der Mutation sind.

April 23: Anpassung des Leitfadens für Fit2Breed

Juni 23: Träger der PM Mutation erhalten zukünftig eine eingeschränkte Zuchtzulassung und dürfen nur mit PM freien Hunden verpaart werden. (Dieses ist eine logische Folge daraus, dass bei einer Verpaarung sichergestellt werden muß, dass das PM Risiko für die Welpen gering ist). Das Gleiche gilt bei der Verpaarung mit ausländischen Deckpartnern.

Wir alle (DCK, VHNK, Kooikerhondje züchtende FCI Vereine anderer Länder) haben dasselbe Ziel, nämlich die Erbgesundheit unserer Rasse zu verbessern – und zwar mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln. Dazu sind wir auf die Mitwirkung jedes einzelnen Züchters angewiesen. Jeder Züchter trägt selbst die Verantwortung, sich aktiv im Mitgliederbereich des DCK zu informieren, die Software „Breedersoft“ und „Fit2Breed“ zu nutzen und die Empfehlungen unserer Zuchtkommission basierend auf Erkenntnissen moderner Genetik zu berücksichtigen.

Der Vorstand des DCK